Schimmel im Fußboden

Schimmel in Fußbodenkonstruktionen

In der folgenden Abbildung ist eine typische Fußbodenkonstruktion zu sehen:

Unter dem Fußbodenbelag ist ein schwimmender Estrich verlegt (schwimmend, da er keine feste Verbindung zur Wand oder Betondecke hat). In diesem finden sich u. U. eine Fußbodenheizung, darunter die Dämmung, in die ggf. wasserleitende Rohre oder Rohrsysteme eingebettet sind.
Die Dämmung selbst liegt typischerweise direkt auf der Betondecke auf. Begrenzt wird die Fußbodenkonstruktion unter der Sockelleiste durch einen Randstreifen (in der Regel ein weicher Dämmschaum), um eine Schallübertragung auf die benachbarten Wände zu verhindern.
Es gibt verschiedene Arten schwimmend verlegter Estriche wie Zement-, Anhydrit- oder Bitumenestrich. Fließestriche besitzen einen hohen Wassergehalt, da sie sehr dünnflüssig eingebaut werden. Der häufig eingesetzte Zementestrich ist wegen seines hohen pH-Wertes und seiner primär mineralischen Bestandteile vergleichsweise unempfindlich und wird normalerweise von Schimmelpilzen oder Bakterien nicht besiedelt.
Als Dämmmaterialien werden und wurden mehrheitlich Polystyrol-Schäume eingesetzt, daneben finden Polyurethan-Schäume und Mineralfasern als Wärme- und Trittschalldämmung Verwendung: Aufgrund ihrer Konsistenz, der physikalisch-chemischen Eigenschaften, ihrer Oberflächenbeschaffenheit und anderer Faktoren sind sie ein nahezu idealer Nährboden für Schimmelpilze und Bakterien unter der Voraussetzung, dass genügend Feuchtigkeit über eine bestimmte Zeit vorhanden ist.

Quelle: Dr. Führer, Peridomos

Feuchtigkeit als Grundlage für Schimmelpilzwachstum

Kondensation

Zur Frage, warum sich eine mikrobielle Aktivität in Fußbodenkonstruktionen einstellen kann, müssen zunächst die möglichen Feuchtigkeitsquellen erkannt werden. In der folgenden Tabelle sind Möglichkeiten aufgeführt:

Eine mangelnde Außenwanddämmung oder sogenannte Wärmebrücken speziell am Auflager von Betondecken auf Außenwänden führen in der kalten Jahreszeit wegen des Temperaturunterschiedes zwischen „innen“ und „außen“ zu einer raumseitigen Kondensationsfeuchtigkeit in der Dämmung unter dem Fußboden mit der Folge eines versteckten, nicht sichtbaren Schimmelpilz-/ Bakterienbefalls. Vergleichbar ist diese Feuchtigkeitsbildung mit einer Wasserflasche aus dem Kühlschrank: Bei hohen Temperaturen wird (wie der Bauphysiker sagt) der Taupunkt an der Flaschenoberfläche unterschritten, womit gasförmiger Wasserdampf kondensiert. Derselbe Effekt findet im Winter an mangelhaft gedämmten Bauteilen statt. Auch ein „kalter“ Keller oder eine Tiefgarage unter einer Erdgeschosswohnung können zur Unterschreitung des Taupunktes und damit raumseitig zu Feuchtigkeitsbildung in der Dämmebene des Fußbodens führen.

Neubaufeuchte

Ein weiteres Beispiel für den Eintrag von Wasser in Gebäude ist die Neubaufeuchte: Für ein Einfamilienwohnhaus werden ca. 10 - 20 m3 Wasser (= 10.000 - 20.000 Liter) mit Mörtel, Beton, Estrichen und Verputzen in das Gebäude eingebracht. Eine regnerische Witterung während der Bauzeit ist ebenso für einen Wassereintrag relevant. Diese Wassermengen müssen schnellstmöglich wieder abgeführt werden. Ließ man früher einen Rohbau zum Austrockenen eine Winterphase ungenutzt stehen, muss heute aus wirtschaftlichen Gründen schnell gebaut werden, so dass oftmals keine ausreichenden Trocknungszeiten eingehalten werden können - mit dramatischen Folgen: Nicht repräsentative Umfragen unter Hunderten von Architekten, Bausachverständigen und weiteren Vertretern der Bauberufe ergaben, dass bis zu 80 % aller neu errichteten deutschen Wohnungen wegen mangelhaft oder nicht abgeführter Neubaufeuchte bereits vor Bezug einen Schimmelschaden haben könnten. Sollten diese Angaben von Baufachleuten auch nur näherungsweise zutreffen, dann ist unsere heutige Baukultur dringend zu überdenken.

Primär von der Neubaufeuchte betroffen sind die Fußbodenkonstruktionen:
Gelangt von dem trocknenden Beton, frischen Wandputzen (auf Estrichhöhe) und Estrichen (bei Löchern und Durchdringungen in der Trennfolie zur Dämmung) mehr Feuchtigkeit in die Dämmebene des Fußbodens als über die Randfugen austrocknen kann, dann „säuft“ die Dämmung ab. Innerhalb der kurzen Zeit von wenigen Tagen stellt sich dann ein Schimmel und/oder Bakterienwachstum ein.

Wasserschäden

Weitere Möglichkeiten, wie Wasser oder Feuchtigkeit in die Dämmebene des Fußbodens gelangt, sind Wasserschäden in der Fußbodenkonstruktion durch Leckagen in der Fußbodenheizung, in wasserleitenden Rohrsystemen oder wenn „Oberflächenwasser“ über den Fußbodenbelag unter den nicht wasserdicht angebrachten Sockelleisten via Randfuge (Übergang von Fußbodenbelag zur Wand) in den Fußbodenaufbau eindringt.

Konsequenzen aus vielfältigen Feuchte-Ursachen

Letztendlich gibt es viele Möglichkeiten für Wasser oder Feuchtigkeit in Innenräumen. Auch muss man sich aufgrund umfangreicher und vielgestaltiger Begutachtungen des Autors in Kooperation mit Bauschadenssachverständigen von der Vorstellung lösen, dass es in einer Wohnung nur eine einzige Feuchtigkeitsquelle gibt oder gegeben hat. Diese Sachverhalte erklären letztendlich, warum Experten davon ausgehen, dass in der Mehrzahl aller deutschen Wohnungen ein versteckter, nicht-sichtbarer Schimmel- und/oder Bakterienschaden vorliegen könnte mit Schwerpunkt in der Dämmebene von Fußbodenkonstruktionen.
 
Dabei ist folgendes zu berücksichtigen: Feuchtigkeit kann oftmals getrocknet werden, gebildete Schimmelpilz- und Bakterienbiomasse muss aktiv beseitigt oder sachgerecht von der Raumluft abgetrennt werden, denn auch abgestorbene Schimmelpilze und Bakterien sind gesundheitlich relevant. Dies erklärt u. a. auch, warum Desinfektionsmaßnahmen in Innenräumen im Allgemeinen keine sichere und sachgerechte Sanierungsmaßnahme darstellen (siehe unten). Und weiter gilt: Obwohl üblich, sind „kosmetische und oberflächliche“ Renovierungsmaßnahmen wie alleiniges Trocknen von Fußbodenkonstruktionen nicht ausreichend, wenn eine sachgerechte Sanierung unter innenraumhygienischen Gesichtspunkten und im Sinne einer gesundheitlichen Vorsorge erfolgen soll.

Energetische Sanierung und Lüftungsanlagen

Im Mittelpunkt energetischer Sanierungsmaßnahmen steht in der Regel eine luftdichte und hoch wärmegedämmte Gebäudehülle. Die Kehrseite dieser „Abdichtung“ ist eine Anreicherung von möglichen biologischen Schadstoffen in der Raumluft. Die für unsere Wohnungen notwendigen und sinnvollen Energieeinsparungen führen in der Folge zu einer erhöhten gesundheitlichen Belastung der Raumnutzer.


Lüftungsanlagen lösen nur einen Teil des Problems: Sie können das Symptom „schlechte Luft“ verbessern, eine Schimmelpilzbelastung in Innenräumen muss aber wegen der gesundheitlichen Gefährdungspotentiale aktiv entfernt oder sachgerecht von der Raumluft abgetrennt werden. Weiterhin können Lüftungsanlagen zwar die Ursache für nutzungsbedingte Feuchtigkeit als Grundlage für Schimmelpilzwachstum beseitigen, Baufehler wie z. B. Wärmebrücken und Wasserschäden aber nicht beheben.
 
Zusätzlich ist Folgendes wichtig: Es muss unbedingt gewährleistet sein, dass derartige Anlagen regelmäßig gewartet werden und nicht unkontrolliert - z. B. aufgrund von Kondensatbildung - zu „Schimmelschleudern“ werden.

Schimmelpilzvorbeugung

Bei Schimmelpilzbefall oder zur Vorbeugung vor zukünftigem Befall an Decke und Wand sollten bei einer Sanierung (Bau-)Materialien eingesetzt werden, die durch bestimmte Produkteigenschaften für ein Schimmelpilzwachstum wenig geeignet sind:

  • Diffusionsoffen, damit sich kein Feuchtigkeitsstau hinter absperrenden Materialien bilden kann.
  • Hygroskopisch, d. h. aufnahmefähig für Wasserdampf, damit keine für Schimmelpilze verfügbare Feuchtigkeit entsteht
  • Dämmwirkung zur Erhöhung der Oberflächentemperatur der Wand und damit Verhinderung, dass Feuchtigkeit kondensiert.
  • Frei von Additiven/ Kunststoffzuschlägen: Diese können ausgasen und damit die Raumnutzer belasten und/ oder die Diffusion und Hygroskopizität des Bauteils vermindern und/ oder als energiereiche Verbindungen Schimmelpilzen als „Nahrungsquelle“ dienen.
  • Alkalische Produkteigenschaft (hoher pH-Wert, Basizität) als natürliche Verhinderung von Schimmelpilzwachstum.
  • Früher wurden Kuhställe immer wieder gekalkt als vorbeugender Schimmelschutz.
  • Was früher zur Gesunderhaltung der Tiere gut war, sollte für uns Menschen heute recht und billig sein.
  • Zur Erklärung: Sauer macht nicht nur lustig, sondern lässt auch Schimmelpilze wachsen. Gips ist deshalb bei auftretender Feuchtigkeit bzw. in durchfeuchtetem Zustand ein idealer  Schimmelpilznährboden. Auch sind in der Regel in Gipsprodukten organisch-chemische Zuschläge unbekannter Zusammensetzung vorhanden.

Unter Berücksichtigung dieser Vorgaben wäre für die Wandgestaltung ein Kalkputz vorteilhaft, der mit einer Kalk- oder Silikatfarbe gestrichen werden sollte. Zur Erhöhung der Oberflächentemperatur der Außenwände kann ein Kalkputz mit einem mineralischem Dämmmaterial (Perlite und Blähton) versetzt werden, womit eine vollflächige Innendämmung ohne kritische Hohlräume geschaffen wird.

Bild: Peridomos

Ungeeignete Sanierungsmaßnahmen und häufige Fehler bei Schimmelpilzsanierung

  • Beseitigung sichtbaren Schimmelpilzwachstums ohne Ermittlung und Beseitigung der Feuchtequelle.
  • Nicht-erkennen von versteckten oder nicht-sichtbaren Schimmelpilzbelastungen z. B. in Hohlräumen.
  • Mangelnde Arbeitsschutzmaßnahmen und kein staubarmes Arbeiten mit der Folge einer flächigen Verteilung von Schimmelpilzbestandteilen.
  • Ungeeignete Arbeitsverfahren (z. B. fehlende Abschottung oder „blasende“ Trocknung des Unterbodens) mit nachfolgendem erhöhtem Reinigungsaufwand.
  • Gegen den Einsatz eines Anti-Schimmelmittels im Unterboden oder anderen Hohlräumen sprechen folgende Sachverhalte:
  1. Für die Anwendung muss das Mittel in Hohlräumen alle belasteten Stellen erreichen, was z. B. bei Fußboden-Dämmungen auf Schaumbasis nicht zu gewährleisten ist.
  2. Auch von abgetöteten Schimmelpilzen/ Bakterien bzw. deren Bestandteilen/ Bruchstücken/ Zersetzungsprodukten können allergische und reizende Wirkung ausgehen.
  • Unzureichende Trocknung: Aufgrund der Erfahrungen des Autors verbleibt bei Trocknungsarbeiten in der Regel Restfeuchte in faserigen und schaumartigen Dämmmaterialien, da sich die trocknenden Luftströme den Weg des geringsten Widerstandes suchen. Für die Dämmebene des Fußbodens bedeutet dies, dass durch Verinselung oftmals ganze Unterbodenbereich noch nass sind, auch wenn die aus dem Bauteil ausströmende Luft als trocken zu bewerten ist. Dies führt in der Folge zu weiterem Schimmelpilzwachstum. Damit die Restfeuchte im Unterboden trocknen kann, sind bei einer Fugensanierung des Fußbodens (siehe oben) keine absperrenden, sondern diffusionsoffene Materialien zu verwenden.
  • Nicht-Hinzuziehung oder zu spätes Hinzuziehen eines Sachkundigen: Aufgrund derkomplexen Zusammenhänge verursacht eine fehlerhafte Schimmelpilzsanierung letztendlich unnötige Kosten, gefährdet ggf. die Gesundheit der Raumnutzer und ist zunehmend haftungsrechtlich relevant.


Quelle: Dr. Führer, Peridomos