Gründe für Leitungswasserschäden

Schadenaufwendungen stetig gestiegen

Die Schadenaufwendungen bei Leitungswasserschäden sind in den zurückliegenden Jahren stetig gestiegen.
Es lassen sich eine Vielzahl von Gründen und Ursachen für diesen Anstieg identifizieren.

Gestiegene Komfortansprüche, gestiegener Ausstattungsstandard

Die gestiegenen Komfortansprüche im Umgang mit Wasser führten in den letzten Jahren zu einer deutlichen Erhöhung der haustechnischen Gebäudeinstallationen. Sowohl heizungs- als auch sanitärseitig hat sich der Ausstattungsgrad stark erhöht. Dieser Umstand führte somit zu immer komplexeren und ausgedehnteren Installationssystemen. In früheren Haushalten war beispielsweise nur jeweils eine Zapfstelle in Bad und Küche vorhanden. Heute findet sich eine Vielzahl von sanitären Ausstattungsgegenständen in Wohnungen und Häusern. Immer mehr Immobilien sind mit umfangreichen Dusch- und Badeanlagen, Bidets, Saunen, Geschirrspülern und Waschmaschinen (teilweise mit Kalt- und Warmwasseranschluss), Gäste-WCs, Urinalen, Solar- und Klimaanlagen usw. versehen.

Das Alter des Gebäudebestandes

Die überwiegende Zahl des Gebäudes bzw. Wohnungsbestandes in der Bundesrepublik stammt aus dem Zeitraum zwischen 1949 und 1978. Nach der allgemein vertretenen Annahme haben die haustechnischen Installationen eine zu erwartende Nutzungsdauer von bis zu 50 Jahren. Der Zeitpunkt der Erneuerung hat sich deshalb bereits teilweise eingestellt. Sicherlich ist eine längere Nutzungsdauer durchaus denkbar und möglich, jedoch steigt mit zunehmendem Installationsalter auch das Risiko für ein erhöhtes Schadenaufkommen. Nach der statistischen Verteilung des Alters des Wohnungsbestandes in der Bundesrepublik ist eine Vielzahl von Wohneinheiten im sanierungsbedürftigen Alter festzustellen.

Neue Verlege- und Verbindungstechniken, neue Rohrmaterialien

Bisher sind die Rohrleitungen traditionell offen und somit sichtbar auf Putz verlegt worden. Von dieser Technik ist das Handwerk – zumindest im Wohngebäudebereich – sanitärseitig fast komplett abgerückt. Die verdeckte Rohrführung unter Putz bzw. hinter sogenannten Vorsatzschalen und in Leitungsschächten haben die Rohrleitungen aus unserem Wahrnehmungsfeld beinahe völlig verdrängt. Auch die Heizungstechnik hat in den letzten Jahren verstärkt die sogenannten Flächenheizungen wiederentdeckt. Als weitverbreitetes Beispiel sei hier die Fußbodenheizung genannt, bei der annähernd die gesamte Installation verdeckt im Fußbodenaufbau verlegt ist. Als klassisches Rohrmaterial in der Heizungs- und in der Sanitärinstallation gelten metallische Werkstoffe. Die Palette der anzutreffenden weiteren Materialien ist sehr umfassend. Sie reicht von Bleirohren über schwarze und verzinkte Stahlrohre, Guss, Beton, Kupfer, Edelstahl, Verbundrohr bis hin zum vielseitig verwendbaren Werkstoff Kunststoff. Ebenso vielfältig wie die Werkstoffe selbst sind auch die eingesetzten Verbindungstechniken. Verschrauben, Pressen, Kleben, Löten (hart, weich und elektrisch), Schweißen (autogen, Schutzgas, elektrisch usw.), Flanschen, Muffen usw. bilden ein breites Spektrum von Verbindungsmöglichkeiten. Nicht jede Technik und jedes Verfahren ist gleichermaßen für die Werkstoffe und für die geplanten Betriebsbedingungen wie Druck und Temperatur geeignet. Für die Langlebigkeit der Installation sind die Materialwahl und die passende Verbindungstechnik daher unerlässlich.

Neue Bauwerkstoffe, neue Bauchtechniken

Neben den Entwicklungen auf dem Installationssektor mit neuen Verbindungstechniken und Rohrmaterialien hat sich auch der Bausektor in den letzten Dekaden gewandelt. Die klassische Mauerwerksbauweise ist ständig weiter in den Hintergrund getreten. Immer schnellere Bauweisen bestimmen das Bild auf den Baustellen. Eine klassisch gemauerte Wand ist nur noch in Ausnahmefällen zu finden. Beton ist heute ein industriell gefertigtes Massenprodukt oder wird vor Ort auf der Baustelle in Schalungen geschüttet. Außer dem künstlichen Stein Beton sind Holzständerkonstruktionen und Leichtbauwände die modernen Bauvarianten. Die im privaten Baubereich sehr stark verbreiteten Fertighäuser mit Wand- und Deckenkonstruktionen in Leichtbauweise (Holz, Faserplatten, Gipskarton usw.) lösen zunehmend altbekannte Bauweisen ab.

Korrosion

Als wesentliche Schadenursache neben Frost ist die korrosionsbedingte Undichtigkeit an den Wasser führenden Installationen zu nennen. Wie jedes andere Bauteil unterliegt auch die Heizungs- und Sanitäranlage einem Alterungsprozess. Mit zunehmendem Alter der Anlage steigt das Risiko eines Korrosionsschadens. Gleichwohl haben bereits neue, erst wenige Monate oder Jahre alte Anlagen sehr häufig mit korrosionsbedingten Schäden zu kämpfen. Diesen altersbedingten Schäden kann nur durch regelmäßige Wartung und Zustandskontrollen entgegengetreten werden, um bei Zunahme der Schadenereignisse die Erneuerung einzuleiten. Die kurz nach Fertigstellung der Anlagen auftretenden Schäden haben dagegen sehr viel komplexere Gründe, die auch im Verantwortungsbereich der planenden und ausführenden Firmen liegen können. Schon bei der Anlagenplanung ist auf die richtige Materialwahl zu achten. Filteranlagen direkt hinter dem Wasserzähler im Bereich der Gebäudeeinspeisung verhindern das Einspülen von Partikeln aus den Versorgungsnetzen des Wasserversorgers. Diese können unter ungünstigen Bedingungen den Korrosionsvorgang ermöglichen bzw. erheblich beschleunigen. Schon beim Installieren einer Anlage ist auf Sauberkeit zu achten. In die Installation gelangende Schmutzpartikel bieten der Korrosion weiteren Vorschub. Sauberkeit auf der Baustelle sowie das vorschriftsmäßige Lagern und Bearbeiten von Werkstoffen sind Voraussetzung für eine langlebige Hausanlage.

Ebenso erfordert die Inbetriebnahme der sanitären Anlagen fundiertes Fachwissen. Sehr häufig ergeben sich Korrosionsschäden, weil die Anlagen nicht DIN gerecht gespült und in Betrieb genommen wurden. Äußerst wichtig ist beispielsweise, dass der Nutzer die Anlage sofort nach der Befüllung mit Trinkwasser auch tatsächlich in Gebrauch nimmt. Nur so kann sich an der Innenwand des metallischen Rohrwerkstoffes eine Schutzschicht aufbauen. Sie verhindert das Entstehen von sogenannten Korrosionselementen nachhaltig. Wird die Anlage nicht sofort genutzt, ist für eine komplette Entleerung mit Trocknung der Rohrleitungen zu sorgen. Da dies bei den heutigen Anlagen selten möglich ist, sollte die Dichtheitsprüfung in solchen Fällen generell mit Druckluft erfolgen. Bei ungenügender Entleerung kann örtlich Restwasser in den Leitungen an den 3-Phasen-Grenzen (Metall/Wasser/Luft) zu Schäden führen und Korrosion im Bereich der Wasserlinie auslösen. Entsprechende Schadenbilder sind insbesondere bei Kupferrohrwerkstoffen bei der Analyse von Rohrasservaten verstärkt festzustellen. Häufig sind Korrosionsschäden an Rohrleitungsabschnitten zu finden, die selten in Gebrauch sind. Abgelegene und wenig genutzte Gäste-WCs sind unter anderem schadenauffällig. Strömendes Wasser in den Rohrleitungen ist ein wesentlicher Schutz vor Korrosionsschäden. Stagnation des Wassers in den Leitungen ist nicht nur aus hygienischen Gründen zu vermeiden. Braunes Trinkwasser – gerade aus solchen selten genutzten Zapfstellen – ist ein direkter Hinweis auf Korrosion. Bei derart eindeutigen Vorzeichen sind rasche Schadenverhütungsmaßnahmen zu ergreifen. Nicht oder nur sehr selten genutzte Rohrleitungsabschnitte sind nach Möglichkeit vom Netz zu trennen und komplett zu entleeren.

Erhöhte Eintrittswahrscheinlichkeit bei Mehrfach- und Vorschäden

Die kontinuierliche statistische Auswertung von Leitungswasser-Schadenakten hat verdeutlicht, dass das Risiko von weiteren Schäden mit der Anzahl der Vorschäden permanent ansteigt.

Bereits wegen eines Korrosionsschadens auffällig gewordene Leitungssysteme werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft weitere Schäden mit der gleichen Ursache erleiden. Oftmals ist es in solchen Fällen notwendig, das gesamte System einer kompletten Sanierung zu unterziehen. Punktuelle Reparaturen schaffen hier nur kurzzeitig Abhilfe, da die eigentliche Schadenursache durch derartige Maßnahmen nicht abgestellt wird.

Quelle: Schadenprisma IFS