Starkregen

Starkregen kann jeden treffen

Flusshochwasser betrifft im Regelfall nur ufernahe Gebiete. Heftige Niederschläge können sich hingegen überall in Deutschland ereignen – mit teils verheerenden Folgen. 
Im Mai 2016 verwüsten Wassermassen die Braunsbacher Innenstadt  (Baden-Württemberg).
Für die Bewohner der Gemeinde nördlich von Berlin eine neue Erfahrung: Dass sich nach einem Wolkenbruch die Wiesen in Morast verwandeln, haben sie oft erlebt. Aber überflutete Flächen, und in der Folge monatelange Straßensperrungen? Zum Verhängnis wurde den Einwohner letztlich die Lage der Gemeinde in einer Senke – eingekesselt von einer Autobahn und einer Bundesstraße. Vor allem aber der viele Regen. Ungefähr 250 Liter pro Quadratmeter gingen innerhalb von 24 Stunden nieder, gut ein Drittel der sonst üblichen jährlichen Regenmenge.

Starkregen kann überall niedergehen

Der Fall zeigt eindrucksvoll, welch verheerende Folgen extreme Niederschläge haben können. Und dass sie selbst dort zu erheblichen Schäden führen, wo man es nicht sofort vermuten würde: abseits großer Flüsse oder enger Täler.
Genau das ist der wesentliche Unterschied zu Flusshochwassern. Diese entstehen aus dem Gewässer selbst und treffen regelmäßig nur die ufernahen Bereiche, Starkregen kann jedoch überall in Deutschland niedergehen. Sicher fühlen kann sich niemand. „Es kann einen nahezu überall treffen“, sagt der Meteorologe Sven Plöger. 

Kanalisation der Städte für Wassermassen nicht ausgelegt

Selbst in größeren Städten können heftige Niederschläge große Schäden anrichten: Als große Teile Leegebruchs im Juni 2017 im Wasser versanken, standen zeitgleich in Berlin etliche Straßenzüge, U-Bahn-Höfe, Tunnel und Unterführungen unter Wasser. Auch Tausende Keller liefen voll. Insgesamt verursachte Tief „Rasmund“ allein in Berlin und Brandenburg Sachschäden von rund 60 Millionen Euro.

Dass extreme Wassermassen die Städte überfordern, ist der Normalfall. Denn die Abwasserkanäle sind meist so dimensioniert, dass sie nur solche Regenmengen problemlos abführen können, die statistisch alle zwei bis fünf Jahre auftreten. Jahrhundertniederschlägen wie 2014 in Münster, als binnen sieben Stunden fast 300 Liter auf den Quadratmeter herabregneten, sind sie nicht gewachsen. Nirgendwo in Deutschland. Da sich Kanalisationssysteme nicht beliebig vergrößern lassen, planen viele Städte mittlerweile geordnete oberirdische Überflutungswege und ergänzende Überlauf- bzw. Rückhaltebecken.

Die Schadenereignisse der vergangenen Jahre zeigen, dass ein großer Teil aller Überflutungsschäden aus Wetterextremen gerade nicht in klassischen Hochwassergebieten lagen. Es wäre deshalb fatal, sich abseits großer Flüsse in Sicherheit zu wiegen. Praktisch alle Risiken gegen Elementarschäden sind privat versicherbar. Dennoch liegt die Versicherungsdichte gegenwärtig erst bei knapp 40 Prozent. 

Was aber ist zu tun, um Elementarversicherungsschutz in die Breite zu tragen und zugleich mehr Menschen vor den wachsenden Gefahren aus Wetterextremen zu schützen? Zu nennen sind drei Dinge:
 

1. Risikobewusstsein schärfen

Erstens muss das Risikobewusstsein der Menschen geschärft werden. Deshalb setzt sich die Versicherungswirtschaft für eine bundesweite Informationskampagne und ein Naturgefahrenportal ein, das Einblick in Gefährdungslagen und Vorsorgemöglichkeiten gibt.
 

2. Präventive Maßnahmen verstärken

Zweitens müssen präventive Maßnahmen verstärkt werden, damit Schäden schon im Entstehen vermieden werden können. Der staatliche Hochwasserschutz ist in den vergangenen Jahren gut vorangekommen. Darüber hinaus können angepasste Flächennutzungspläne, verändertere Bauordnungen und individuelle Prävention die Gefährdungslage nachhaltig verändern. Ein hilfreiches Instrument, Risiken zu erkennen und Schäden vorzubeugen, ist der Hochwasserpass. Er hilft Gefährdungen einer Immobilie durch Überschwemmung, Starkregen oder Kanalrückstau zu identifizieren und mit professioneller Hilfe daraus individuelle Schutzmaßnahmen abzuleiten und baulich umzusetzen. Häufig sind solche Präventionsmaßnahmen der Schlüssel zu bezahlbarem Versicherungsschutz.
 

3. Mehr Versicherungsschutz

Drittens muss gemeinsam darüber nachgedacht werden, wie privater Versicherungsschutz stärker in die Breite getragen werden kann. Elementarschadenkampagnen, das belegen die Zahlen in einigen Bundesländern, haben die Versicherungsdichte dort deutlich steigen lassen, wo staatliche Stellen, Verbraucherschutz, Ingenieurkammern, Versicherer und viele andere über Risiken aufgeklärt haben – mit klaren Aussagen zu den Grenzen staatlicher Hilfeleistungen im Schadenfall.
Mit diesem Dreiklang aus Risikoaufklärung, Schadenprävention und Versicherungsschutz lassen sich die mitunter katastrophalen Folgen aus Naturgefahren und Wetterextremen wirksam begrenzen.

Quelle: GdV